– Sokrates
Montagmorgen? Für viele ein unangenehmer Start in die Woche, denn das Wochenende hat wieder mal nicht zum Ausruhen gereicht: Familie, Freunde, Party und viel zu wenig Schlaf.
Heute Morgen schon gesprochen? Nö. Nur der Frau einen „schönen Tag“ gebrummt, den Kids ein „viel Spaß in der Schule“ gebrabbelt. Dann um 8 Uhr das erste Meeting: Räuspern, husten, räuspern, ´Tschuldigung….
Doch was wäre, wenn dein Start in die Woche einfach gut klingt, wenn du wüsstest, wie du dich in wenigen Augenblicken in deine stimmliche Mitte bringst, um wach, kraftvoll und einfach gut zu klingen? Am Ende des Textes habe ich dafür ein paar Übungen für dich vorbereitet.
Unsere Stimme ist unsere klangliche Visitenkarte: Wer spricht, zeigt sich, ob er will, oder nicht. Und wer genau hinhört, erfährt neben dem Inhalt des Gesagten viel über sein Gegenüber: unser Sprechen verrät z.B. die soziale Herkunft, unsere Bildung, unser Temperament und unsere gegenwärtige Stimmung. Ungünstiges Sprechen kann vom Inhalt ablenken, man wird mitunter nicht verstanden, schaltet ab.
Die Stimme ist bei jedem Menschen einzigartig. Ob jemand eine hohe oder tiefe Stimme hat, hängt von der Größe der Stimmlippen ab. Personen mit tiefer Stimme gelten als kompetent, ruhen scheinbar in ihrer Mitte. Wer eine hohe Stimme hat, wirkt mitunter hysterisch und mit weniger Durchsetzungskraft. An der Stimme lässt sich kaum etwas ändern, aber an unserer Sprechweise. Denn der Ton macht auch beim Sprechen die Musik.
Wertschätzend, ruhig und freundlich zu sprechen ist oft nur ein Bewusstwerden des Gegenüber und der jeweiligen Situation. Nehme ich den anderen und mich wahr, wird Kommunikation zu dem, was das Wort im Kern inne hat: communicatio bedeutet Mitteilung: sich mitteilen und den anderen teilhaben lassen. Kommunikation ist damit der Austausch von Informationen. Spreche ich dem Anlass entsprechend (ruhig, kraftvoll) werde ich auch entsprechend verstanden. Bin ich hingegen gestresst, spreche ich zu schnell und undeutlich, werde ich weniger verstanden.
Was hilft, ist mich und mein Gegenüber wahrzunehmen und mein Sprechen dementsprechend anzupassen.
Im Alltag sprechen wir so, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Die einen sprechen Dialekt, die anderen sauberes Deutsch oder nutzen aktuellen Slang. Das ist auch gut so, denn es zeigt Zugehörigkeit zu Orten, Personen, Situationen oder Themen.
Im beruflichen Kontext ist neben der deutlichen Aussprache eine bewusste Sprechhaltung eine der wichtigsten Voraussetzungen zur Verständlichkeit. Daher meine, was du sagen willst, sei vorbereitet und tritt selbstbewusst auf. Dann glaubt man dir.
Ist dein Sprechen zaghaft, wirkst du unsicher. Sprichst du herablassend, belehrend oder trittst arrogant auf, erzeugst du Abwehr oder sogar Missverstehen.
Die Bruststimme wird meist als sehr voll, resonanzreich und sonor wahrgenommen. Die Kopfstimme hingegen als hell, leicht oder auch „metallisch“. Erzeugen wir einen tiefen Ton, schwingen die Stimmbänder langsam, d.h. mit einer geringen Frequenz. Wenn wir einen hohen Ton erzeugen, passiert eine schnelle Schwingung, also eine hohe Schwingungsfrequenz.
Beim Sprechen sollten wir im Brustregister bleiben. Hier befindet sich unsere sogenannte Indifferenzlage, in der wir mühelos über eine längere Zeit sprechen können.
Tipp: Lege eine Hand auf den Brustkorb. Wenn du es dort vibrieren spürst, sprichst du in der Bruststimme. Daher auch der Name. Der Brustraum ist aber nicht unser Resonanzraum. Er schwingt nur mit den Stimmlippen mit. Je mehr „Körper“ beim Sprechen mitschwingt, desto voller und dunkler (brustlastiger) wird der Ton. Also lass alle Anspannung los, dann wird die Schwingung im Mund-, Rachen-, Nasen- und Brustraum verstärkt, denn die meiste mitschwingende Masse befindet sich im Brustraum. Deswegen nennt man diese Stimme Bruststimme; manche nennen sie auch Bauchstimme, da sie gefühlt von noch weiter unten entsteht.
Erzeuge nun einen gleitenden Ton von oben nach unten, lege eine Hand auf deine Brust und nimm wahr, in welcher Tönhöhe dort die größte Vibration zu spüren ist. Wenn du nun dein Sprechen in dieser Tonlage übst, wird es dunkler, kräftiger, resonanter und du sprichst mit der Bruststimme.
Nichts langweilt mehr, als eine kraftlose, monoton oder mit Singsang vorgetragene Rede.
Kurze Sätze sprechen sich besser, lassen sich genauer betonen, brauchen weniger Kraft und werden besser verstanden. Lange Sätze mit Einschüben und Fachbegriffen ermüden. Und meist bleibt nur das am Ende gesagte im Kopf.
Mach Pausen, sprich an Absätzen mit bewusster Haltung, ändere hier also die Dynamik und zeige so auf, dass etwas Neues, etwas Wichtiges kommt.
Ändere dein Sprechen immer dem Inhalt entsprechend spannend und begeistert. Dann folgt man dir und weiß im besten Fall, warum es gerade ging.
Tipp: Nimm deine Rede oder deinen Vortrag mit dem Smartphone auf. Ist es das, WAS du WIE sagen wolltest? Was stört dich, dass du es ändern möchtest. Übe und höre dir zu: erst von der Aufnahme her, später während des Sprechens. So kannst du Stück für Stück dein Sprechen optimieren.
Alles, was einem Stress macht, spiegelt sich auch im Sprechen wider. Mitunter auch im Körper: der Rücken verspannt und tut weh, der Hals wird eng und rau. Wird der Stress zu groß, versuche herauszufinden, woran es liegt. Ändere deine Sitzposition oder steh auf.
Liegt es nicht an dir, versuche die stresserzeugende Situation zu glätten, höre zu, antworte ruhig und versuche eine Lösung zu finden, die allen guttut.
Ist dein Vortrag, dein Auftreten nicht so gelungen, wie von dir vorbereitet und erhofft, frage dich, was dir im schlimmsten Fall passieren kann (du wirst sicherlich nicht gleich entlassen). Akzeptiere dein momentanes Können, erkenne Fehler und übe.
Manchmal helfen bei Anspannung schon keine Pausen, um aus der ungünstigen Situation herauszutreten. Denke an etwas Positives, auf etwas, was dich erfreut hat. Trinke etwas oder iss frisches Obst und kehre dann erfrischt zurück.
Der Schriftsteller Paolo Coelho sagte einmal: „Geben wir nicht nur den Worten Bedeutung, sondern auch den Pausen zwischen ihnen!“
Durch bewusst gesetzte Pausen können Zuhörende dem Inhalt gedanklich besser folgen, denn sie brauchen meist länger, um einen Satz wirklich zu verstehen, als wir annehmen!
Deswegen sind Pausen von Bedeutung.
Um zu verstehen, was wir hören, muss unser Gehirn die Information mit Wortformen, grammatikalischen Regeln, Satzstrukturen und Bedeutungen abgleichen, die es in der Vergangenheit gespeichert hat. Ist etwas nicht gespeichert, wird aber in seiner Bedeutung erkannt, kann Wissen generiert werden. Dabei helfen Pausen!
Tipp für alle Schnellsprecher: Sprich die Satzzeichen (Komma, Punkt) gedanklich mit. So verringerst du deine Sprechgeschwindigkeit und machst automatisch kleine Pausen.
Du wirst einfach verstanden! Und hast du morgens schon bewusst gesprochen, bist du wach. Bist du wach, kannst du dein Sprechen steuern: vielleicht langsamer, vielleicht tiefer oder größere Pausen. Man versteht dich und deine Botschaft einfach besser.
Der Trick dabei ist, sich selbst beim Sprechen zuzuhören. Sage ich, was ich meine und sagen wollte? Versteht mich mein Gegenüber und kann meine Botschaft wirklich entschlüsseln?
Sei aufmerksam und nimm dein Gegenüber wahr!
Wer sich zuhören kann, ist klar im Vorteil. Er kann sich justieren, um verstanden zu werden. Günstig, wenn man Chef:in ist 🙂
Ich trainiere seit 2001 Einzelpersonen, Gruppen und Teams im „besser Sprechen“.
Mein Ziel: Nicht nur besser sprechen zu können, sondern genauer hören zu können.
Denn auch beim Sprechen macht der Ton die Musik.
Mehr über mich, meine Arbeit und Referenzen findest du bei voices-sprechtraining.de
Herzliche Grüße,
Bert Lehwald
Viel Spaß!
Schluss mit Montagsfrust. Mit Montagsfreude startest du mit mehr Kompetenz und Energie in die Woche!
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