Hast du dich schon mal gefragt, warum das, was du sagst, bei deinem Gegenüber oft ganz anders ankommt, als du es gemeint hast?
Manchmal scheint es, als ob unsere Worte auf halbem Weg ihre Bedeutung ändern – und genau da setzt das Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun an. Kommunikation ist nämlich nicht nur eine Frage dessen, was wir sagen, sondern auch wie es beim anderen ankommt. Jede Nachricht, die wir senden, ist wie ein Würfel mit vier Seiten – und jede dieser Seiten trägt eine eigene Botschaft.
Nach Schulz von Thun besteht jede Nachricht aus vier Ebenen:
Sachebene: Worüber ich informiere.
Sender: Es geht um Fakten, Daten und objektive Inhalte.
Empfänger: „Ist das wahr, relevant und ausreichend?“
Selbstoffenbarung: Was ich von mir preisgebe.
Sender: Jede Aussage verrät etwas über ihn über seinen Tonfall, Tempo, Lautstärke.
Empfänger: „Wie nehme ich ihn oder sie wahr?“
Beziehungsebene: Wie ich zu dir stehe.
Sender: Er zeigt Respekt, Wertschätzung oder Abneigung über Gestik, Mimik, Haltung.
Empfänger: „Wie werde ich behandelt?“
Appellebene: Was ich erreichen möchte.
Sender: Der Appell, die Aufforderung oder die Bitte an den Empfänger.
Empfänger: „Was soll ich machen oder lassen?“
Das Kommunikationsquadrat verdeutlicht, wie jede Aussage verschiedene Botschaften enthält und wie leicht Missverständnisse entstehen können, wenn Sender und Empfänger unterschiedliche Ebenen betonen. Hierfür bedienen wir uns dem Beispiel von Schulz von Thun:
Das Szenario:
Mann und Frau sitzen im Auto, Frau fährt, Mann sitzt auf dem Beifahrersitz. Sie stehen an einer roten Ampel. Die Ampel springt auf Grün um, der Mann sagt: „Die Ampel ist grün.“
Sachebene:
„Die Ampel ist grün.“ – eine reine Information über die Ampelschaltung.
Selbstoffenbarung:
„Ich habe es eilig.“ oder „Ich möchte schnell weiterkommen.“ Der Mann zeigt damit seine Ungeduld oder Priorität.
Beziehungsebene:
„Ich finde, du bist zu langsam“ oder „Ich traue dir nicht zu, dass du die Situation richtig überblickst.“ Diese Ebene enthält eine Wertung, ob bewusst oder unbewusst.
Appellebene:
„Fahr los!“ Der Mann drückt seine Erwartung aus, dass die Frau sofort handelt.
Sach-Ohr:
„Die Ampel ist grün.“ – eine reine Information.
Selbstoffenbarungs-Ohr:
„Er hat es eilig.“ oder „Er ist gestresst.“ Sie nimmt die Gefühle des Mannes wahr.
Beziehungs-Ohr:
„Er hält mich für unfähig“ oder „Er kritisiert mich.“ Diese Wahrnehmung kann als Angriff empfunden werden.
Appell-Ohr:
„Er will, dass ich sofort losfahre.“ Sie fühlt sich gedrängt, schnell zu reagieren.
Wenn Sender und Empfänger unterschiedliche Ebenen betonen, entstehen Missverständnisse. Der Mann meint vielleicht nur die Sachebene („Die Ampel ist grün“), doch die Frau hört auf der Beziehungsebene („Er hält mich für unfähig.“). Ein kleiner Satz wird zur Grundlage für einen Konflikt. In diesem Fall können wir uns die restliche Kommunikation vorstellen, ja, wir hören sie geradezu:
“Dann fahr doch selbst!” “Hä? Was ist denn jetzt los?” “Immer dieser Unterton…!” “Hab doch nur gesagt, dass die Ampel grün ist…!” “Immer!” “Nie!” Streit. Stress. Krise. Trennung!
Übertragen wir das Kommunikationsquadrat auf den Job-Alltag. Ein Teammitglied äußert in einem Meeting: „Die Arbeitsverteilung ist unfair.“
Sachebene:
„Die Aufgaben sind ungleich verteilt.“ – eine objektive Feststellung.
Selbstoffenbarung:
„Ich fühle mich überfordert.“ – das Teammitglied zeigt, wie es sich fühlt.
Beziehungsebene:
„Ihr seht mich nicht, ihr nehmt meine Belastung nicht ernst.“ – ein Vorwurf, der die Beziehungsebene belastet.
Appellebene:
„Ich möchte, dass die Aufgaben neu verteilt werden.“ – eine konkrete Forderung nach Veränderung.
Missverständnisse der Ebenen:
Ein Kollege hört nur die Beziehungsebene („Du hältst mich für ignorant!“), während die Sachebene ignoriert wird.
Fehlende Rückversicherung:
Weder der Sender noch die Empfänger fragen nach, ob die Botschaft richtig verstanden wurde.
Unausgesprochene Selbstoffenbarung:
Überforderung bleibt unausgesprochen, stattdessen wird ein Vorwurf formuliert.
Unklare Appelle:
Der Wunsch nach Veränderung bleibt vage, ohne klare Handlungsvorgaben.
Aktiv zuhören:
Achtet auf alle vier Ebenen und fragt nach: „Wie meinst du das?“
Rückversicherung einholen:
Wiederholt das Gehörte: „Habe ich dich richtig verstanden, dass…?“
Klare Appelle formulieren:
Konkrete Wünsche äußern, z. B.: „Ich brauche Unterstützung bei Projekt XY.“
Beziehungsebene stärken:
Respekt und Wertschätzung signalisieren, um eine offene Gesprächskultur zu fördern.
Die Grundlage für eine starke Beziehungsebene ist der gemeinsame Nenner, dass alle im Team für ein Unternehmen, für ein Gesamtziel, für eine Vision arbeiten und das bestmögliche Ergebnis erzielen wollen.
Das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun ist ein wertvolles Werkzeug, um Missverständnisse zu vermeiden und Zusammenarbeit zu fördern. Wer auf allen vier Ebenen kommunizieren und zuhören lernt, schafft ein besseres Miteinander – sei es im Alltag oder im Job.
Viel Spaß mit dem richtigen Einsetzen der vier Mündern und vier Ohren!
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